In der Hauptstadt von Burundi, Bujumbura, hat das Kooperationsbüro und die Konsularagentur der Schweiz in einem neuen Gebäude, einer ehemaligen Bank, Mitte August ihren Sitz bezogen. Wir dürfen am Umzug mitarbeiten, so für den Notstrom-Generator, den Starkstrom, die Verteilung, die Netzwerkinfrastruktur, die Installationen für Personenschutz, Sicherheit, Einbruchmeldeanlage, Beleuchtung und Klimaanlagen. In der nächsten Phase stehen kleinere Anpassungen an, so auch an der neuen Hauptverteilung für den Lastabwurf bei Stromausfall, und die Zusammenführung der PV-Anlage zwischen Solar- Batterie- und Notstrom.
Das Scherler-Team war im März und im Mai 2023 vor Ort: Unter ihnen waren Luc Röthlisberger, Cédric Zutter, Damian Notti, Daniel Beljean, Timm Hirschi und Simon Moser. Mit im Gepäck: Der minutiös geplante Materialvorrat mit geeigneten Werkzeugen und Messinstrumenten für alle vorgesehenen und unvorhergesehenen Situationen. Darin befanden sich Wagos, Trassee-Material, 520m Kanäle in diversen Grössen, sechs Kilometer Netzwerkkabel, 4.5km Starkstrom- und 1.8km Schwachstromkabel, Leitern, Lampen und Leuchten – und: ein alter Kombihammer, vorausschauend von Nils Emch eingepackt, der für die zwar geplanten, doch bauseits nicht erstellten Durchbrüche eine Woche lang im Einsatz war.
Unterstützung erhielten unsere Jungs von einheimischen Berufskollegen. Ihre Standards in Arbeits-methodik, Sicherheit und Sorgfalt entsprechen, milde gesagt, nicht den unsrigen, aber die entschuldigende Antwort darauf tönt charmant: «C’est l’Afrique». Luc Röthlisberger meint dazu: «Auch in Burundi sind Elektriker schwer zu finden, und so hantiert jeder Handwerker in Eigenregie etwas mit den Kabeln. Sobald es in der zweiten Phase komplexer wurde, haben wir die Arbeiten ohne Hilfe der Einheimischen übernommen.» Apropos Elektroanlagen: Burundi hat den geringsten Energieverbrauch der Welt, weil nur 11% der Menschen Zugang zur Elektrizität haben.
Arbeiten in der Bruthitze Afrikas, sprachliche Barrieren, eine Kurzvisite von Affen auf der Baustelle, Kontrollen durch Militär-Checkpoints und kleinere private Ausflüge im Rusisi-Delta und auf dem Tanganjikasee mit Nilpferden und Krokodilen: Unser Team war in einem armen Land tätig, ein Land mit einer sehr jungen Bevölkerung in einem Durchschnittsalter von 17 Jahren. «Die meisten Burundis habe ich als sehr scheu und zurückhaltend erlebt», sagt Luc, ein waschechter «Mzungu»*.
Weitere Fakten zu Burundi:
- Ordnung schafft die omnipräsente Polizei.
- Das Strassennetz ist nur zu 12% asphaltiert.
- Es herrschen chaotische Verkehrsverhältnisse.
- Ein Schienennetz für Bahnreisen existiert nicht.
- Die Land- und Forstwirtschaft sowie die Jagdreviere sind in gewissen Landstrichen mit Raubbau betrieben und völlig übernutzt worden.
Zum lokalen Essen meint Luc: «Ein eigentliches Nationalgericht gibt es nicht. Fisch und Reis waren das übliche und für die Verdauung von uns westlichen Menschen nicht immer ganz verträglich.»
Für konsularische Dienstleistungen und Visa ist die Schweizer Botschaft in Nairobi (Kenia) zuständig. Das schweizerische Kooperationsbüro und Konsularagentur in Bujumbura kümmert sich um Strategie, Themen und Projekte der Schweizer Aussenpolitik und unterstützt die Zusammenarbeit vor Ort. Es arbeiten rund 7 bis 10 Schweizer und Burundis hier, darunter auch der Sicherheitschef, der mit Daniel Beljean seit Kindheit befreundet ist. Das Projekt wird von Abteilungsleiter Marc Wegmüller geleitet.
** Mzungu ([m̩ˈzuŋɡu]) ist ein Wort aus den Bantusprachen und wird in der Gegend der Afrikanischen grossen Seen benutzt, um damit Menschen europäischer Abstammung zu bezeichnen.